Seit über zwanzig Jahren kann man im Pioratal weisse Murmeltiere beobachten. Fotos von diesen seltenen Exemplaren gelangen Studenten schon in den ersten Kursen der Universität Genf in den Jahren 1982-1983. Bei diesen Tieren handelt es sich nicht um Albinismus. Bei Säugetieren sind Albinos meist Unikate, während bei den weissen Murmeltieren es sich um eine genetische Mutation (W / KIT) handelt, die eine Störung oder den Verlust der Fähigkeit bewirkt, Pigmente zu bilden.
Die Gen-Mutation W / KIT ist dominant, damit genügt es, wenn nur ein Elternteil die Mutation auf die Nachkommen überträgt. So erklärt sich die Häufigkeit der weissen Murmeltiere im Raum Cadagno.
Diese Tiere sind heute an mehreren Orten anzutreffen, möglicherweise bilden sie zwei Stämme. Kürzlich wurden weisse Murmeltiere auch im Tremolagebiet am Gotthardpass beobachtet. Wegen ihrer Seltenheit sind die Tiere während der Jagdzeit geschützt. Weisse Murmeltiere waren in den letzten Jahren immer wieder zu beobachten, für die Teilnehmer an Kursen war es zu jeder Jahreszeit eine besondere Herausforderung, diese Tiere fotografisch festzuhalten.
Das Blaukehlchen
Das Blaukehlchen mit einem roten Brustfleck (Luscinia svecica svecica) ist eine boreale Art, die im Val Piora seit 30 Jahren beobachtet wird und auch dort brütet. (Cereda und Posse, 2002). Es überwintert in Nordafrika, kommt während der Frühjahrswanderung in die Täler der Schweiz und zieht im Norden bis nach Russland, Schweden, Norwegen und Finnland. Nistplätze wurden gelegentlich auch in der Tschechoslowakei, in Österreich, in den Alpen der Lombardei und den Alpes Maritimes gefunden, meist in Bergregionen in Höhen zwischen 1700 und 2000 m.üM., in feuchten und ungestörten Umgebungen. Im Pioratal werden von Aldo Cereda, regelmässig bis zu sechs Paare gemeldet.
Die Flora
Fleischfressende Pflanzen
Von den fleischfressenden Pflanzenarten der Schweiz können um Raum Cadagno – Piora die Gattungen Drosera , Pinguicula und Utricularia gefunden werden. Der Sonnentau (Drosera) hat an den Blättern Tentakeln mit kleinen Tröpfchen an den Spitzen, die zuckerhaltige Stoffe enthalten. Insekten werden durch diese Sekrete angezogen und bleiben kleben. Die Tentakel schliessen sich und die Insekten werden verdaut. Das Fettkraut (Pinguicula) ist ebenfalls insektenfressend, mit den Arten Pinguicula alpina (weiße Blüten mit gelben Spitzen), Pinguicula vulgaris und Pinguicula leptoceras (blau-lila Blüten mit weissem Fleck) im Raum Piora. Die Gattung Pinguicula hat eine basale Blattrosette mit Drüsen auf der Blattoberfläche, die eine visköse Flüssigkeit absondern. Auch hier bleiben Insekten kleben und werden durch die Pflanze verdaut. Beide Arten wachsen auf nährstoffarmen Böden, z.B. in Moorgebieten; durch die Verdauung der Insekten werden für die Pflanzen wichtige Nährstoffe, besonders Stickstoffverbindungen, gewonnen.